Syrischer Flüchtling schafft Einstieg als Fachkraft

Fahd Alloush braucht eine extrem ruhige Hand für seinen Job als Zahntechniker. Wenn der junge Syrer Keramikverblendungen für Kronen und Zahnprothesen fertigt, ist das keine Millimeterarbeit sondern Zehntel-Millimeterarbeit. Diese anspruchsvolle Tätigkeit mit teuren Werkstoffen zählt zu den schwierigeren Ausbildungsberufen in Deutschland. Keine leichte Aufgabe, als Flüchtling in diesem Beruf Fuß zu fassen. Aber der 28jährige ist vom Fach. Er blickt auf ein einschlägiges Studium und einige Jahre Erfahrung zurück, als ihn seine Odyssee über den Libanon und Ägypten in den Main-Kinzig-Kreis führt.

Zahntechniker 2Das Jobcenter des Kommunalen Centers für Arbeit (KCA) nimmt ihn in das Programm „Fit für die Ausbildung“ auf. Ein Programm, das sich gezielt auf Arbeitssuchende mit Fluchthintergrund unter 35 Jahren konzentriert und welches zur Hälfte aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert wird. KCA-Fallmanagerin Miriam Beitz sorgt dafür, dass Alloushs Universitätsabschluss ins Deutsche übersetzt wird. „Ohne diese Anerkennung ist der Berufseinstieg als Fachkraft in Deutschland nahezu ausgeschlossen“, erklärt Beitz. Mit ihrer Unterstützung findet der Wahl-Hanauer zunächst einen Praktikumsplatz in der Zahnarztpraxis von Dr. Ismail Derin und Dr. Rachid Boulaaouin. Die Praxis liegt mitten im Herzen Frankfurts – direkt an der Zeil. Mit alleine 14 Zahnärztinnen und Zahnärzten zählt sie nicht nur zu den größten der Main-Metropole, sie ist auch sehr multikulturell. Mitarbeiter und Patienten stammen aus aller Herren Länder; in den Behandlungsräumen und Wartezimmern kann man neben Arabisch und Türkisch auch Farsi oder Urdu hören. In diesem weltoffenen Umfeld fällt es Fahd  Alloush leicht, sich einzuleben und schon nach wenigen Wochen hält er einen festen Arbeitsvertrag in seinen Händen. Trotz des internationalen Klimas legt er aber großen Wert darauf, ausschließlich deutsch mit seinen Kollegen zu sprechen. „Fahd bringt sehr solide Vorkenntnisse mit“, lobt Andreas Nieporte, Leiter des Praxis-eigenen Labors und Zahntechnikermeister. Die Anforderungen in einem deutschen Labor seien zwar besonders hoch, Fahd Alloush sei es aber gelungen, sich rasch diesem Niveau anzupassen. „Es kommt bei uns auf absolute Feinheiten an, etwa dass wir bei jedem Patienten den Farbton des Zahnes exakt treffen“, erläutert Herr Nieporte.

Michael Krumbe, Vorstand des KCA-Jobcenters, freut sich sehr über die positive Entwicklung seines ehemaligen Klienten: „Selten geht die Gleichung `Flüchtling plus Fachkräftemangel gleich erfolgreiche Integration´ so ausgezeichnet auf, wie in diesem Fall“, so Krumbe, der es nicht versäumen möchte, der Praxis von Dr. Derin und Dr. Boulaaouin für ihre Aufgeschlossenheit zu danken. „Wir brauchen mehr Arbeitgeber, die Arbeitssuchenden mit oder ohne Fluchthintergrund so bereitwillig eine Chance bieten.“ Interessierte Unternehmen können sich an Erika Kollmann wenden (erika.kollmann@kca-mkk.de | 06051-9741-41910 | 0171-9791897).