Monatsmeldung Mai – Kennzahlen im SGB II für 2020 veröffentlicht

Die Corona-Pandemie hatte 2020 einen großen Einfluss auf die Arbeit der Kommunalen Jobcenter, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II) erbringen. Seit kurzem liegen die finalen Kennzahlen für das vergangene Jahr vor, sie zeigen eindeutig: Die Jobcenter konnten hessen- und bundesweit deutlich weniger Menschen in Arbeit vermitteln. Dies hat auch zur Folge, dass mehr Menschen länger als sonst auf Arbeitslosengeld II angewiesen sind. Zudem verzeichnen die Kommunalen Jobcenter mehr Zu- als Abgänge.

 

Starke Auswirkungen im Main-Kinzig-Kreis

„Natürlich ist das letzte Jahr auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen“, erläutert Beate Langhammer, Vorstandsvorsitzende des Kommunalen Centers für Arbeit (KCA) – dem Kommunalen Jobcenter des Main-Kinzig-Kreises. So weise die Entwicklung der Zu- und Abgänge in den SGB II – Leistungsbezug den gleichen prägnanten Kurvenverlauf auf, wie bei den restlichen hessischen Optionskommunen. Dies ist der beigefügten Übersicht zu entnehmen. Bedauerlicher Spitzenreiter sei der April 2020 gewesen, in dem das Jobcenter über 1.300 Neuanträge verzeichnet habe, was in etwa dem Dreifachen des üblichen Monatsaufkommens entspreche.

Man habe darüber hinaus drei weitere Indikatoren in den Blick genommen, um den „Corona-Effekt“ im KCA zu verdeutlichen. „Alleinerziehende Mütter sind häufig leider die ersten Verliererinnen von ökonomischen Krisen“, weiß Langhammer. Entsprechend negativ habe sich die Integrationsquote alleinerziehender SGB II – Leistungsempfängerinnen 2020 entwickelt. Dies liege an unterschiedlichen Faktoren, wie erschwerter Kinderbetreuung oder weiblich dominierten, prekären Beschäftigungsverhältnissen. Zu dieser Thematik hatte sich Langhammer unlängst detailliert in einem Interview mit der Servicestelle SGB II geäußert, welches sie gemeinsam mit der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) des KCA, Yasmin Schilling, gegeben hatte. Erfreulich sei in dem Zusammenhang immerhin, dass die Integrationsquote Alleinerziehender beim KCA-Jobcenter deutlich über dem hessenweiten Durchschnitt liege.

Seit Beginn der Corona-Pandemie sei die Zahl derjenigen, die Kurzarbeitergeld in Anspruch nehmen, sprunghaft gestiegen, lenkt Langhammer den Blick auf eine weitere Personengruppe. Von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt, wirke sich das Kurzarbeitergeld auch im SGB II – Leistungsbezug aus – immer dann, wenn die originäre Transferleistung nicht ausreiche, den Lebensunterhalt zu bestreiten. „Wir sprechen hier von Aufstockern, die zusätzlich zum Kurzarbeitergeld  einen anteiligen Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben“, erläutert die Vorstandsvorsitzende. Dies sei vor allem bei kinderreichen Familien mit einem geringen Erwerbseinkommen der Fall. „Dieses Phänomen ist für uns völlig neu – das kam vor Corona so gut wie nicht vor.“

Deutlich sichtbarer sei die existenzielle Not bei zahlreichen Selbstständigen. „Betroffene erhalten kein Arbeitslosengeld I von der Bundesagentur für Arbeit“, erläutert Langhammer. Die Folge: Selbstständige fielen direkt in den SGB II – Leistungsbezug. Das haben auch die verschiedenen Corona-Notprogramme sowie diversen finanziellen Rettungsprogramme nicht verhindern können. Und so registriert das KCA-Jobcenter zwischenzeitlich einen massiven Anstieg bei dieser Gruppe. Bei Kurzarbeitergeld-Aufstockern sowie Selbstständigen flache die Kurve aktuell wieder ab und nähere sich Normalwerten.

Aktueller Überblick

Die Quote der Arbeitslosen nach dem SGB II ist im Vergleich zum Vormonat leicht gesunken auf 3,1 Prozent. Das entspricht im Mai 2021 exakt 7.199 Arbeitslosen im MKK. Die Anzahl der Leistungsbezieher nach dem SGB II betrug in diesem Zeitraum 25.368 Personen. Es gelang dem Jobcenter im Mai 295 Arbeitsuchende in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Zahl der Neuanträge lag bei 493. Im gleichen Zeitfenster nahmen 831 Klientinnen und Klienten des KCA-Jobcenters an einer Maßnahme der aktiven Arbeitsförderung teil. Die Bandbreite dieser Maßnahmen ist sehr weit und reicht von niedrigschwelligen Angeboten bis hin zu arbeitsmarkt-nahen Qualifizierungen. Zusätzliche Informationen können Sie der beigefügten Übersicht entnehmen.

 

Steuerung und Kontrolle – Kennzahlen im SGB II

SGB II – Kennzahlen dienen den Jobcentern, Erfolge zu messen, zu vergleichen und strategisch zu steuern. Sie ermöglichen es den Verantwortlichen, sich auf bestimmte Schwerpunkte der regionalen Arbeitsmarktpolitik zu fokussieren. Die 16 hessischen Kommunalen Jobcenter schließen jährlich Zielvereinbarungen mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) ab. Darin vereinbaren beide Partner Zielwerte für bestimmte Kennzahlen, beispielsweise zur Integration von Arbeitsuchenden. In sogenannten Zielnachhaltedialogen reflektiert man gemeinsam in einer konstruktiv-kritischen Atmosphäre die unterjährigen Fortschritte. Die gewohnte Zielsteuerung war in 2020 deutlich erschwert, denn die Corona-Pandemie war der entscheidende Einfluss auf die Entwicklung im Arbeitslosengeld II.

Die Ergebnisse der Arbeit der Jobcenter sind bundesweit unter der Internet-Plattform www.sgb2.info einsehbar.