Wundzentrum Janette Werner bietet Arbeitsuchenden des KCA eine Chance
Ein Schwarm Schmetterlinge begrüßt jeden, der das Wundzentrum Janette Werner in Langenselbold betritt. Die farbenfrohen Insekten finden sich im Firmenlogo ebenso wie als Wanddekoration wieder. Sie stehen für Leichtigkeit, Freiheit, Veränderung – insbesondere aber verkörpern die Falter den Neubeginn. Auch für Alexandra Schmitt bedeutet ihr beruflicher Einstieg bei Janette Werner einen fundamentalen Neubeginn. Die 53-jährige war lange als Debitorin in einem großen Versandhandel tätig. Eine langwierige und schwere Erkrankung mündete in ihrer Arbeitslosigkeit. Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung tat sie sich schwer, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen.
Pflegemanagerin Janette Werner hat sich im Bereich der ambulanten und mobilen Wundversorgung weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus einen Namen gemacht. Die Gesundheitsspezialistin gründete in ihrer Laufbahn vier verschiedene Wundzentren, die eine wichtige Versorgungslücke für chronisch kranke Menschen mit Wundheilungsstörung schließen. Als sie sich nach einem privaten und beruflichen Neuanfang entschied, ein weiteres Unternehmen aufzubauen, war Alexandra Schmitt von Anfang an ihrer Seite.
Beide Frauen verbindet inzwischen eine persönliche Freundschaft – eine wichtige Basis für ihre erfolgreiche Zusammenarbeit. Alexandra Schmitt startet zunächst als Assistenz und buchstäbliches „Mädchen für alles“. Im Laufe der Jahre entwickelt sie sich kontinuierlich und konsequent weiter, sodass sie inzwischen zur kaufmännischen Leitung des kleinen Unternehmens aufgestiegen ist, zu der mittlerweile auch ein Sanitätshaus und ein ambulanter Pflegedienst gehören.
Damit dieser Weg sich so positiv entfalten konnte, bedurfte es neben dem großen Engagement der Beteiligten auch einer gezielten sowie intensiven Begleitung des Kommunalen Centers für Arbeit (KCA). Alexandra Schmitt war nach ihrem krankheitsbedingten Ausstieg viele Jahre erwerbslos. Erst die Förderung der Fachstelle Sozialer Arbeitsmarkt (SAM) des KCA ebnete ihr den Weg zurück in den Job und ermöglichte es Janette Werner, die Stelle zu schaffen. SAM-Coach Frank Pospischil begleitete die Integration über Jahre hinweg. „Frau Schmitt war mit erheblichen persönlichen und gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert. Aber sie hat sich unbeirrbar den Weg zurück ins Erwerbsleben hart erarbeitet.“ Großes Lob zollt Pospischil auch der Arbeitgeberin: „So ein ausgeprägtes Engagement wie bei Frau Werner ist wirklich selten und sehr besonders. Sie setzt sich uneingeschränkt für das Wohlergehen der ihr anvertrauten Menschen ein – egal ob Mitarbeiter oder Patienten“.
Davon profitierte auch Nicole Cloutier, die das KCA ebenfalls bei ihrem Einstieg im Wundzentrum unterstützen konnte. Die gelernte Kinderkrankenschwester kann als alleinerziehende Mutter nicht im Schichtdienst arbeiten, was ihr den Zugang zu ihrem ursprünglichen Berufsfeld erheblich erschwert. Sie besaß dadurch aber die erforderliche pflegerische Grundlage, um sich auf dem Feld der medizinischen Wundversorgung weiter zu qualifizieren. Auch in ihrem Fall, kann Frank Pospischil den Weg in den Job in das SAM-Programm ebnen. Beide Frauen haben inzwischen eine unbefristete und ungeförderte Festanstellung bei Janette Werner.
„Beim Sozialen Arbeitsmarkt geht es nicht nur um finanzielle Förderung“, weiß Corinna Geßinger, im Vorstand des KCA-Jobcenters unter anderem verantwortlich für Markt und Integration. „Ganz zentral ist auch das intensive persönliche Coaching, mit dem unsere Mitarbeitenden die Arbeitsuchenden teilweise über Jahre eng begleiten.“
Janette Werner hat ihre Entscheidung, den beiden Frauen eine Chance auf den beruflichen Neustart zu geben, keinen Moment bereut. Auch mit Frank Pospischil verbindet sie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Auf dem Gebiet der Wundpflege genießt die engagierte Unternehmerin einen hervorragenden Ruf. Sie ist landesweit vernetzt und setzt sich für eine bessere Vergütung der mobilen Wundpflege ein. „Momentan bezahlen die Krankenkassen nur das Material – also die spezialisierten Wundauflagen und Verbände. Unsere eigentliche Dienstleistung, dass wir Wunden professionell begutachten und aufgrund unserer langjährigen Expertise versorgen, müssen wir aktuell noch über die Abrechnung des kostspieligen Materials quersubventionieren“, erläutert Firmenchefin Werner. Gemeinsam mit ihrem Team will sie diese Schieflage ändern und betreibt dazu sehr erfolgreich Lobby-Arbeit bis in den Bundestag hinein.
Alle drei Frauen verfolgen ihren Weg mit großer Beharrlichkeit und der Bereitschaft, sich Herausforderungen immer wieder anpassen zu können. Eine Metamorphose zu durchlaufen, um dadurch einen neuen Grad an Freiheit zu erlangen, ist kein einfaches Unterfangen. Ebenso wie die Verpuppung der Raupe und die Wandlung zum Schmetterling ein hochgradig komplexer Prozess ist. Wenn er aber gelingt, dann entsteht etwas Neues, das von großer Schönheit und Leichtigkeit geprägt ist. Und so sind es manchmal ganz zarte Flügel, die am weitesten tragen.