Studienabbrecher schafft den beruflichen Neustart als Mechatroniker für Kältetechnik

Ein Ingenieursstudium der Verfahrenstechnik mit den Schwerpunkten Kern- und Umwelttechnik – das klingt eher nach glänzenden beruflichen, finanziellen und sozialen Perspektiven als nach Arbeitslosengeld II. Dass Matthias Pahl der Gang ins Jobcenter dennoch nicht erspart blieb, ist das Ergebnis einer langen Kette ungünstiger Fügungen: Der Hanauer erkrankte kurz vor Abschluss seines zehnjährigen Studiums. Nach langwieriger Genesung stellte sich plötzlich die Universität quer. Zwischenzeitlich war seine Fachrichtung aus dem Programm genommen worden und auch der Wechsel an eine andere Hochschule erwies sich als Sackgasse. So verdingte sich der 36jährige trotz seiner erheblichen technischen Vorbildung notgedrungen als ungelernte Hilfskraft in verschiedenen Laboren und Forschungseinrichtungen. Für einen festen Job galt er wahlweise als überqualifiziert auf Grund seines tiefen Know-hows oder als unterqualifiziert in Ermangelung eines Studienabschlusses.

Ein Dilemma das erst Winfried Langer, Arbeitsvermittler beim Jobcenter des Kommunalen Centers für Arbeit, auflösen konnte: „Herr Pahl steckte in einer klassischen Zwickmühle, die vielen Studienabbrechern droht.“ Im Jobcenter-Alltag liefen die Betroffenen Gefahr, durchs Raster zu fallen, da das Gros der Arbeitsuchende sehr viel geringere fachliche und berufliche Voraussetzungen mitbrächte, erklärt Langer. Pahl war bereit für einen radikalen Neuanfang und so konnte KCA-Mann Langer ihm einen Ausbildungsplatz als Mechatroniker für Kältetechnik vermitteln. Der Offenbacher Traditionsbetrieb Dieter Auth Klima- und Kältetechnik scheute vor dem vergleichsweise hohen Alter nicht zurück, nachdem Pahl sein Können und seine Leistungsbereitschaft in einem Praktikum unter Beweis gestellt hatte. Dabei war klar, dass er unter den insgesamt sieben Azubis des Familienunternehmens keine Sonderrolle genießen würde. „Herr Pahl fügt sich sehr gut in unser Team ein“, lobt Carola Auth, Prokuristin und Ehefrau von Inhaber Andreas Auth. Von den Gesellen kämen einstimmig positive Rückmeldungen und seine besonderen Kenntnisse wären häufig sehr wertvoll.

Das Unternehmen, das bereits seit 40 Jahren am Markt besteht, beliefert und betreut vorrangig gewerbliche aber auch private Kunden – etwa mit Wärmepumpen, Kühlsystemen oder Lüftungsanlagen. Neben technischem Verständnis verlangt der Job Schwindelfreiheit – Reparaturen und Wartungen finden oft in großen Höhen statt – sowie zeitliche Flexibilität. „Im Sommer haben wir Urlaubssperre“, erklärt Auth. Bei technischen Störungen geht es um jede Minute. „Wenn beispielsweise die Schalträume einer Müllverbrennungsanlage nicht mehr gekühlt werden, fährt die gesamte Anlage runter, was erhebliche Kosten nach sich zieht“, so die Chefin. Mit den besonderen Anforderungen seines Berufes kommt Pahl sehr gut zurecht und auch die Berufsschule stellt ihn erwartungsgemäß vor keine großen Hürden. Aber er räumt schmunzelnd ein: „Zwischen Theorie und Praxis öffnet sich zuweilen doch eine Lücke, die es zu schließen gilt.“

„Das Beispiel von Herrn Pahl zeigt eindrucksvoll, wie verschieden die Menschen und ihre Voraussetzungen im Arbeitslosengeld-II-Bezug sind“, erläutert Michael Krumbe, Vorstand des KCA-Jobcenters. Man könne nicht alle Arbeitsuchenden über einen Kamm scheren, deshalb verfolge sein Haus auch den Ansatz, jeden so individuell und persönlich zu betreuen wie möglich. „Denn dass Talente wie Herr Pahl mit ihrem Können für unseren Arbeitsmarkt verloren gehen, können wir uns nicht leisten!“ mahnt Krumbe.